Automatisierter Prozess mit Ergebnissen nach Wunsch
Actionfiguren, Bauteile oder medizinische Prothesen – all das und noch vieles mehr kann bereits mit einem modernen 3D-Drucker gefertigt werden. Nun ist die Branche auch im Bereich des Hausbaus präsent: Als Alternative zum herkömmlichen Bauverfahren sollen Einfamilienhäuser aus dem Drucker entstehen. Die Individualität wird bei einem gedruckten Haus großgeschrieben. Der 3D-Drucker erlaubt den Druck in nahezu jeder Form: Geschwungene Fassaden sind ebenso denkbar wie der „eckige Klassiker“.
Ein weiterer Pluspunkt: gefährliche Arbeiten müssen nicht länger von Hand durchgeführt werden. Ein vollkommen automatisierter Prozess steckt hinter dem Haus aus dem Drucker. Das eingesetzte Gerät erhält alle notwendigen Informationen, bezüglich der Menge des zu druckenden Materials (in der Regel Zement) und seiner gewünschten Position. Ist die Grundkonstruktion fertig, was meist nur wenige Stunden Zeit in Anspruch nimmt, kommt ein Holzdach auf den Rohbau.
Modellprojekte in den USA, den Niederlanden und Deutschland
In der Praxis wird bereits in Long Island (USA) kräftig gedruckt. Dort, wo preisgünstige Häuser echte Mangelware sind, stand beispielsweise binnen 48 Stunden der Rohbau eines 130 Quadratmeter großen Hauses. Im Mittelpunkt: Die geringen Kosten. Auch in den Niederlanden überzeugt der 3D-Druck bei modernen Häusern; eine niederländische Baufirma fokussiert mit seinen 3D-Projekten aber vorwiegend auf Authentizität und eine optische Anpassung an die Umgebung.
Und in Deutschland? Da reift ein gedrucktes Haus in Beckum (Nordrhein-Westfalen) heran. Dieses soll zunächst als Musterhaus und Vorbild für ähnliche Bauten gelten, bevor es eines Tages auch für Mieter und Mieterinnen interessant wird.
Zu wem passt ein Haus aus dem 3D-Drucker?
Per 3D-Drucker gedruckte Häuser sind vor allem für Immobilieninteressentinnen und -interessenten spannend, die sich herkömmliche Neubauten nicht leisten können. Die Kosten werden durch die wenig benötigten Materialien gesenkt. Auch der Zeitfaktor spielt mit ein: Inklusive Innenausbau sollen einige Häuser aus dem 3D-Drucker schon innerhalb von 100 Tagen stehen. Für Architekten zeigt sich ein gedrucktes Haus ebenfalls interessant, da es nahezu unbegrenzte Möglichkeiten in puncto Formsprache und Gestaltung erlaubt.
Wenn sich der Mechanismus durchsetzt, sehen Experten außerdem eine echte Chance im Bereich „Sozialer Wohnungsbau“. Durch den Einsatz von 3D-Druckern und den Verzicht auf Bauarbeiter und Bauarbeiterinnen belaufen sich die Kosten auf ein Minimum für die
Kritikpunkte: Jobverlust und Nachhaltigkeitsfaktor?
Doch gerade das Argument der fehlenden Arbeitskräfte lässt auch Kritik aufkommen. Wer auf seinen Job als Bauarbeiter angewiesen ist, könnte langfristig durch 3D-Drucker ersetzt werden – Arbeitslosigkeit in der sonst florierenden Branche droht.
Ein weiteres Argument gegen die gedruckten Gebäude: Meistens bestehen sie aus Beton und Glas, die in Hinblick auf den Umweltschutz schlechter abschneiden als natürliche Rohstoffe. Genau dort setzt jedoch ein Unternehmen an, das bereits im Jahr 2018 ein erstes Modellhaus aus Stroh- und Pflanzenfasern präsentierte. Die Kosten waren mit rund 900 Euro für 30 Quadratmeter Wandfläche ebenso unschlagbar wie die voraussichtliche Energieeffizienz. Ähnliche Projekte werden in Zukunft wahrscheinlich sein.
Fazit: Häuser aus dem 3D-Drucker derzeit eher Prototypen
Häuser aus dem 3D-Drucker sind längst keine Zukunftsmusik mehr. Aktuell beschränkt sich das Angebot jedoch auf wenige Beispielprojekte. Um langfristig zu überzeugen und vielleicht sogar die klassischen Methoden in der Bauindustrie vollständig abzulösen, müssen noch einige Entwicklungen in diesem Bereich stattfinden. Ein besonders wichtiger Faktor ist der Aspekt der Nachhaltigkeit, der auch im privaten Hausbau zunehmend an Priorität gewinnt.