Was ist eine Baugemeinschaft?
Die Baugemeinschaft umschreibt den rechtlichen Zusammenschluss verschiedener, einander bekannter oder unbekannter Personen. Die Gruppe entsteht durch den Wunsch eines Bauprojektes, das gemeinsam realisiert werden soll. Es handelt sich in der Regel um zusätzlichen Wohnraum in Stadtgebieten, in denen die Mietpreise in die Höhe schnellen.
Meist erfolgt die Gründung der Baugemeinschaft als Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Eine Person wird idealerweise als Sprecher benannt, die die Gruppe nach außen vertritt. Es gibt sowohl Baugemeinschaften, die sich selbst organisieren, als auch Gruppen, die von Architekten oder ähnlichen Fachpersonen betreut werden.
Chancen einer Baugemeinschaft
Die größte Chance der Baugemeinschaft ist der Preisvorteil beim Bau. Baugrundstücke werden an die Baugruppe als Einheit verkauft – und nicht stückweise. Dadurch ergibt sich schon eine erste Einsparung. Wer ein Grundstück mit konkretem Bauvorhaben von einem Bauträger erwirbt, muss außerdem sowohl für die unbebaute Fläche als auch für das noch nicht entstandene Gebäude die Grunderwerbsteuer und Notargebühren bezahlen. Die Baugemeinschaft hingegen zahlt ohne Bauträger nur für die unbebaute Fläche. Wichtig ist, dass noch kein konkretes Bauprojekt beim Kauf vorliegt.
Anfallende Kosten werden generell in der Baugemeinschaft geteilt und sind dadurch für jeden Einzelnen geringer. Zudem kommt in der Regel eine private Finanzierung unabhängig von Bauträgern zustande, meist mit günstigeren Konditionen. Wer selbst in vielen Bereichen des Baus Hand anlegt, spart zu guter Letzt auch Kosten für Handwerker. Das ist ebenfalls in einer Gemeinschaft besser zu organisieren und zu stemmen.
Risiken und Nachteile
Handelt es sich bei der Baugemeinschaft um eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, ist jeder der Beteiligten ein Gesellschafter mit allen damit verbundenen rechtlichen Konsequenzen. Das heißt, jeder Gesellschafter haftet mit seinem privaten Vermögen für alle Verbindlichkeiten der Baugemeinschaft. Fällt ein Mitgesellschafter aus und kann seinen Anteil nicht mehr zahlen, müssen die anderen für diese Kosten zusätzlich aufkommen.
Baugemeinschaften brauchen meist mehrere Jahre, um ihr Bauvorhaben zu realisieren. Der Grund: Es müssen zahlreiche Kompromisse rund um die Grundstücke und den konkreten Bau gefunden werden. Nur selten treffen individuelle Wünsche so aufeinander, dass sofort eine klare Linie besteht.
Bei großen Gruppen fehlt außerdem oft der direkte Kontakt, sodass Treffen zur Besprechung der einzelnen Vorstellungen schwieriger werden. Allgemein wird viel Geduld und Toleranz von Mitgliedern der Baugemeinschaften gefordert. Wem das im Laufe des Projekts zu anstrengend wird und dieses verlassen möchte, riskiert in einer fortgeschrittenen Phase finanzielle Verluste. Nur in der Planungsphase ist in der Regel ein Ausstieg ohne größeres Risiko möglich.
Zu guter Letzt gibt es noch eine weitere Gefahr für Baugemeinschaften: Die fehlende fachliche Kompetenz der Gruppenmitglieder. So sollte zumindest die Projektleiterin oder der Projektleiter über gewisse juristische Kenntnisse verfügen, die einen rechtskonformen Vertragsabschluss erlauben. Anderenfalls sollte wenigstens ein Experte als Berater herangezogen werden, um juristische Stolpersteine zu vermeiden.
Kostenersparnis vs. Kompromisse: Diese Entscheidung muss getroffen werden, wenn die Frage nach der Gründung einer Baugemeinschaft aufkommt. Die nötige Geduld und Toleranz gegenüber den individuellen Wünschen der Gruppenmitglieder ist nicht zu unterschätzen, der preisliche Vorteil kann diesen Nachteil eventuell ausgleichen.