Was Führungskräfte aus der Coronakrise lernen können
Die Corona-Pandemie stellt Vorgesetzte und Entscheidungsträger vor große Herausforderungen. Welche Eigenschaften jetzt zählen und welche Lehren sich aus der Krise ziehen lassen.
Die Corona-Pandemie stellt Vorgesetzte und Entscheidungsträger vor große Herausforderungen. Welche Eigenschaften jetzt zählen und welche Lehren sich aus der Krise ziehen lassen.
Die Coronakrise hat seit Anfang März auch in Unternehmen dafür gesorgt, dass sich vieles von heute auf morgen verändert hat. Auf einmal saß ein Großteil der Belegschaft im Home-Office oder musste unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen arbeiten. Besonders Führungskräfte waren in dieser Ausnahmesituation gefragt, schnell neue Strukturen zu schaffen.
Das scheint vielerorts gut gelungen. Einer aktuellen Umfrage der Online-Jobplattform Stepstone zufolge gibt die Mehrheit der Angestellten ihren Vorgesetzten gute Noten für ihr Krisenmanagement. Zwei Drittel glauben, ihre Führungskraft meistere die Krise bestmöglich. 60 Prozent finden, ihr Chef habe eine gute Struktur für den Joballtag geschaffen und jeder zweite Befragte gab an, sein Chef achte aktuell ganz besonders auf die Stimmung im Team und den emotionalen Zustand seiner Mitarbeiter.
Doch längst nicht alle Führungspersönlichkeiten in Unternehmen und Regierungen haben es bislang geschafft, die COVID-19-Krise mit Verantwortungsgefühl, Kompetenz, klarem Kopf und echter Anteilnahme zu meistern, beobachtet Leadership-Experte Prof. Günter Stahl, der seit vielen Jahren an der WU Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien lehrt. „Wie auch immer wir am Ende dieser Krise dasteht: Führungskräfte können viel aus dieser Krise lernen.“ Was, verrät er im Interview.
Es ist fatal, wenn Verantwortungsträger in einer Krise, die Kontrolle über alles behalten wollen und die Entscheidungsfindung übermäßig zentralisieren. Personen auf der höchstens Führungsebene müssen die Menschen, die an vorderster Front einer Krise Führungsaufgaben übernehmen, zu eigenständigem Handeln ermächtigen. Dazu muss Orientierung durch klare Werte und Prinzipien geschaffen werden. Werden Entscheidungen nach diesen Grundsätzen getroffen, dürfen eventuelle Fehler nicht bestraft werden.
Eine entscheidende. Die Coronakrise hat uns bereits gelehrt, dass die Länder bislang am glimpflichsten davongekommen sind, deren Regierungen bereits früh einschneidende Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus setzen. Schnelles und entschiedenes Handeln von Führungskräften in einer solchen akuten Krise – ohne Zeit zu verlieren – ist daher eine wichtige Lektion, die wir mitnehmen sollten. Das bedeutet auch, der Geschwindigkeit bei Entscheidungen den Vorzug vor Perfektionismus zu geben. Erst einmal steht die Stabilisierung der Situation und Schadensbegrenzung im Vordergrund. Danach gilt es, die Zeit nach der Krise vorzubereiten.
Damit ist zu rechnen. Trotzdem gehört zum Leadership dazu, den Mut aufzubringen, das Richtige zu tun. Fähige Führungskräfte kommunizieren auch schlechte Neuigkeiten und unbequeme Wahrheiten, wenn dies notwendig ist und scheuen nicht davor zurück, potenziell unpopuläre Entscheidungen zu treffen – und zwar unabhängig davon, ob ihr Posten davon abhängt. Effektives Krisenmanagement verlangt nach Stärken wie Entschlossenheit, Verantwortlichkeit und Zivilcourage.
Empathie und Einfühlungsvermögen sind in einem Umfeld, das von Emotionen und Ängsten geprägt ist, unverzichtbar. Durch eine klare, häufige und empathische Kommunikation können Führungskräfte echtes Interesse zeigen und signalisieren, dass ihnen die Mitarbeiter und ihre persönliche Situation am Herzen liegen.