Elternzeit - zwischen Schnuller und Schreibtisch
So lässt sich die Elternzeit für Mütter und Väter gut in die Karriereplanung einpassen.
So lässt sich die Elternzeit für Mütter und Väter gut in die Karriereplanung einpassen.
Wenn sich Nachwuchs ankündigt, gehen in Deutschland nach wie vor weit weniger Väter als Mütter in Elternzeit – und begründen dies vor allem mit finanziellen Einbußen und der Sorge vor beruflichen Nachteilen. Nur knapp vier von zehn Vätern (37 %) bleiben mit dem Baby zuhause – und wenn, in der Regel selten länger als zwei Monate. Mütter hingegen pausieren meist zehn bis zwölf Monate. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Fast die Hälfte (44 %) der Befragten einer Umfrage des Netzwerks XING gaben an, dass sie die Elternzeit als ein Risiko für ihre Karriere einschätzen – und zwar sowohl für Männer als auch für die Frauen.
Doch das muss nicht sein. Wer seine Babypause gut vorbereitet, frühzeitig ankündigt und seinen Wiedereinstieg sorgfältig plant, muss nicht zwangsläufig mit einem Karriereknick rechnen. Davon ist auch die Hamburger Karriereberaterin Maja Skubella überzeugt. „Heutzutage sollte es kein Problem sein, einige Monate zuhause zu bleiben, um mitzuerleben, wie aus dem unbeholfenen Neugeborenen ein fröhlicher, krabbelnder und brabbelnder Säugling wird.“ Gerade Vätern empfiehlt sie, sich eine Auszeit zu gönnen und die Monate mit dem Nachwuchs zu genießen. „Wer ein gutes Standing im Unternehmen hat, kann sicherlich für fünf oder sechs Monate – oder bei guter Planung auch länger – in Elternzeit gehen, ohne seine Karriere zu gefährden“, sagt Skubella.
Gerade Doppelverdiener-Paare, die beide erfolgreich im Job sind, können sich gegenseitig unterstützen, indem sie sich die Elternzeit aufteilen. „Wenn die Mutter beispielsweise nach dem ersten halben oder dreiviertel Jahr den Wiedereinstieg im Job plant, ist das ein guter Zeitpunkt, für einige Monate Schnuller, Windeln und Fläschchen an den Vater zu übergeben“, sagt die Hamburger Karriereberaterin.
Am Anfang steht ein Gespräch mit dem Chef, in dem Sie in über Ihre geplante Elternzeit informieren. Er wird es zu schätzen wissen, wenn Sie dabei schon einige Vorbereitungen getroffen haben. Beispielsweise, indem Sie vorschlagen, wer Sie während Ihrer Elternzeit in welchen Aufgabenbereichen vertreten kann – und welche Projekte Sie noch zu Ende bringen möchten. Auch ein perspektivischer Blick auf den Wiedereinstieg – sei es bereits nach drei oder vier Monaten oder erst nach einem Jahr – ist sinnvoll.
Auch wenn das Abenteuer Baby – und die schlaflosen Nächte mit einem Säugling – einen dazu verführen, sich ganz zuhause einzuigeln, rät Karriereberaterin Skubella nicht komplett abzutauchen: „Bleiben Sie am Ball und zeigen Sie sich während Ihrer Elternzeit regelmäßig im Büro – und zwar nicht nur, um einmal nach der Geburt stolz den Nachwuchs zu präsentieren.“ Empfehlenswert ist es beispielsweise, einmal im Monat mit dem Vorgesetzten oder auch der Vertretung ausführlich zu telefonieren und sich auf den neusten Stand bringen lassen. Oder auch an wichtigen Team-Meetings teilzunehmen, wenn nicht persönlich, dann vielleicht per Skype-Call.
Wer signalisieren will: „Ich bin bald wieder voll da“, sollte beispielsweise auch anbieten, trotz Elternzeit an wichtigen Schulungen für neue Technologien oder Software am Arbeitsplatz teilzunehmen. „Sicher bedeutet das mit Säugling ein bisschen Organisationsaufwand“, sagt Skubella. „Es lohnt sich aber, alle paar Wochen für einige Stunden ins Büro zu kommen, gerade, wenn man sich eine längere Babypause von einem Jahr gönnt.“ Am besten den Partner oder die Partnerin, Großeltern oder auch einen Babysitter einbinden, damit man im Büro den Kopf frei hat.
Nach der Geburt fällt es häufig schwer, sich vorzustellen, wie ein Alltag nach der Elternzeit aussehen könnte. Trotzdem sollten Sie Ihrem Arbeitgeber rechtzeitig die geplante Dauer der Babypause mitteilen – und möglichst gleich signalisieren, wie Sie sich einen Wiedereinstieg vorstellen. Möchten Sie in Teil- oder Vollzeit in den Job zurückkehren? Wäre Home-Office eine Option beziehungsweise flexiblere Arbeitszeiten, die besser zu den späteren Betreuungszeiten ihres Kindes passen? Dann können frischgebackene Eltern hoffentlich nach ihrer Babypause nahtlos an ihren beruflichen Werdegang anknüpfen.